Eine Nachricht: 784.901 Menschen sind 2017 in Deutschland zur Welt gekommen. Eine andere Nachricht: 932.263 Menschen sind im Jahr 2017 laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland gestorben. Das waren laut Adam Riese durchschnittlich 2.554 Menschen pro Tag, die 2017 in diesem Land gestorben sind.
So viele? Ja, so viele! Vergleichen wir das mit der aktuellen Zahl der Coronatoten in der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 1.158 Menschen (Quelle: RKI vom 4.4.2020) kommen wir so rechnerisch zu folgender hypothetischer Boulevard-Schlagzeile:
Aktuelle Gesamtzahl der Corona-Sterbefälle liegt unter 50 % der üblichen Sterbefälle eines einzigen Tages in Deutschland?
Was bedeuten solche statistischen Zahlenspiele in Zeiten von Corona mit oder ohne Fragezeichen? Trotz der Tatsache, dass hinter jeder Zahl ein persönliches Schicksal bzw. ein Menschenleben steht, ist es fast schon absurd, zu vergessen, dass wir Menschen jeden Tag im ewigen Kreislauf des Lebens sterben und geboren werden. Und bevor der Vorwurf der Pietätlösigkeit aufkommt: Ich gehöre zur Risikogruppe (über 55 Jahre und eine schwere Herzoperation), ich darf das sagen.
Mathematisch gesehen scheint also der bisherige Anteil von Coronatoten an einer Jahresgesamtstatistik von Geburten und Todesfällen in diesem Land keinen signifikanten Unterschied auszumachen? Oder liegen die Gesamtsterbefälle jetzt schon weit über dem statistischen Mittel durch Corona? Welcher Statistiker kann hier weiterhelfen?
Was aber noch viel bedenklicher erscheint, ist, das fast alle wichtigen Medien diese zahlenspezifische Unverhältnismäßigkeit als Basis für aktuelle politische Entscheidungen nicht oder noch nicht genug berücksichtigen und „jedes einzelne Leben“ über die Erhaltung der Grundelemente unserer Demokratie stellt.
Oder wie es der Chefredakteur des Hamburger Abendblattes heute (4.4.2020) eindrucksvoll in seinem Leitartikel beschrieben hat: „Darüber hatte ich bisher gar nicht nachgedacht: Das Kontakt- ist de facto auch ein Demonstrationsverbot …“
Ja, so isses …
ohb