Tag der Pressefreiheit: In der Corona-Krise ist das Vertrauen in redaktionelle Veröffentlichungen gestiegen

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, sieht unabhängigen, professionellen Journalismus als Teil der Daseinsvorsorge in einer demokratischen Gesellschaft. „Es macht einen Unterschied, ob man ausschließlich auf eine wilde Mischung aus Informationshäppchen und Unterhaltungs-Fastfood in sozialen Netzwerken setzt oder auf unabhängigen Journalismus“, schreibt der 49-Jährige in einem Gastbeitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag-Ausgabe) zum „Tag der Pressefreiheit“ an diesem Sonntag (3. Mai).

Um die Pressefreiheit von der bloßen Meinungsfreiheit abzugrenzen, „müssen wir uns den Wert journalistischer Arbeit bewusst machen“, fordert Überall. In der Corona-Krise sei das Vertrauen in die redaktionellen Veröffentlichungen deutlich gestiegen. „Die zuweilen angekratzte gesellschaftliche Stimmung hat sich klar zu Gunsten des Journalismus entwickelt. Den meisten Menschen ist es wichtig, was berichtet wird, und sie vertrauen denen, die das machen. Das ist eine gute Entwicklung in schlechten Zeiten.“ Überall bezeichnete die Beobachtung, Kritik und Kontrolle von Politik, Justiz und Polizei auch und gerade in einer Krisenzeit wie der gegenwärtigen als Kernaufgabe professioneller Medien. Willkürliche Einschränkungen unliebsamer Berichterstattung durch die Mächtigen verglich Überall mit dem Versuch, einer Gesellschaft den Zugang zu Medikamenten oder Lebensmitteln zu nehmen. „Geistige Nahrung, auch in Form eines unabhängigen Journalismus, ist einer der wichtigsten Bausteine der Demokratie. Zur Erhaltung der Pressefreiheit gehört deshalb auch die Beantwortung der Frage, wie eine Vielfalt der Angebote im Medienbereich sichergestellt werden kann.“

Karola Wille, Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des International Press Institute (IPI): „Sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert unterrichten und eine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern und verbreiten zu können, ist in Deutschland ein unveräußerliches Grundrecht, das es den Menschen, besonders auch in Krisenzeiten, ermöglicht, Fakten von Meinungsmache, Desinformation und Verschwörungstheorien zu unterscheiden.“ 

Wille erinnert daran, dass dieses grundlegende Recht Menschen in vielen Regionen der Welt nach wie vor verwehrt ist. Nach den Feststellungen der IPI-Zentrale in Wien wird die Corona-Pandemie zudem von Regierungen dazu genutzt, Pressefreiheitsrechte aktiv zu beschneiden, kritische Fragen zu unterdrücken und gegen Journalistinnen und Journalisten vorzugehen.

Der kürzlich gestartete COVID-19 Press Freedom Tracker des IPI, der die Angriffe auf die Pressefreiheit sowie auf Journalistinnen und Journalisten in Echtzeit dokumentiert, listet bereits über 160 Vorfälle weltweit, auch innerhalb der Europäischen Union. 

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